Sonntag, 8. September 2013

Wer war Bertolt Brecht?

Ich möchte diesen Dokumentarfilm über Bertolt Brecht empfehlen.

"Er ist Pop! Er ist Hochkultur! Er ist Entertainer und Weltverbesserer! Bertolt Brecht - ein Dramatiker, der überall auf der Welt bekannt ist. Max Raabe stellt diesen Alleskönner vor, denn Brecht schrieb nicht nur Erfolgsstücke - wie die "Mutter Courage", den "Baal" und "Die Dreigroschenoper" - er revolutionierte auch als Theatertheoretiker die Bühne".

Europas Erbe - Die großen Dramatiker. Bertolt Brecht (mit Max Raabe) / 2008 - Bei ARTE





Nicolás Torre Giménez
2013

Mittwoch, 4. September 2013

Brecht und Augsburg


EINLEITUNG

Brechts Geburtshaus

1898 ist Bertolt Brecht in Augsburg geboren. Von 1898 bis 1920 lebte er in seiner Heimatstadt. Heutzutage bewahrt die Stadt Augsburg die Spuren eines der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.

Bertolt Brecht revolutionierte das „Aristotelische Theater“. Er hat das „Epische Theater“ oder „Dialektische Theater“ begründet und umgesetzt. Brecht brach mit der Katharsis und der Identifizierung zwischen Zuschauer und Schauspieler (Aristotelisches Theater) und gründete den Verfremdungseffekt (Episches Theater), wo der Zuschauer eine kritische Distanz zum Dargestellten nimmt. So, nach Brecht, kann man die Widersprüche der Realität (Klassengesellschaft) sichtbar machen. Als Revolutionär und Marxist, begriff Brecht das Theater als ein Werkzeug, um die Gesellschaft zu verändern.



LEBEN DES BRECHT IN AUGSBURG

Bertolt Brecht und seine ersten Jahre in Augsburg




Eugen Berthold Friedrich Brecht wird am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Bis September 1898 wohnte Brecht in einem Handwerkerhaus „Auf dem Rain 7“.  Um die Wende des 19. Jahrhunderts gibt es in Augsburg —das Zentrum von Bayrisch-Schwaben — ungefähr 90.000 Einwohner. Er wächst in einer wilhelminischen Bürgerfamilie auf. Sein Vater ist katholisch und arbeitet seit 1893 als Angestellter in einer Papierfabrik in Augsburg. Seine Mutter ist evangelisch. Brecht wurde in der evangelischen Kirche „Zu den Barfüßern“ getauft und konfirmiert. Von September 1898 bis September 1900 wohnte die Familie in einem Haus „Bei den sieben Kindeln“ (Berg, 1). Im 1900 zog die Familie Brecht in der „Haindl-Kolonie“, eine „größere Firmenwohnung außerhalb des Stadtzentrums in der Bleichstraße“ (Berg, 2. Seit 1966 Bert-Brecht-Straße).

Von 1904 bis 1908 besucht Berthold Brecht die „Barfüßerschule“ (Volkschule) und von 1908 bis 1917 das „Königlichen Bayerischen Realgymnasium“ (Frisch, 31-35). Im 1917 schreibt sich Brecht an der Philosophischen Fakultät der Universität München und dann an der Medizinischen Fakultät ein. Trotzdem muss Brecht sein Studium unterbrechen, weil er während des Zweiten Weltkrieges den Militärdienst als Arzt machen muss. In 1924 verlässt Brecht Augsburg. Zuerst wohnt er in München und letztlich in Berlin.





Seit 1985 ist das Haus „Auf dem Rain 7“ eine Gedenkstätte für Brecht „mit Exponaten zur Kindheit und Jugend sowie zum weiteren Lebenslauf und zu den Werken des großen Dichters“ („Bertolt Brecht. Wege in seiner Geburtsstadt Augsburg“), wie es auf der Broschüre steht, die man beim Brechthaus mitnehmen kann. Dort, im Obergeschoss dieses Handwerkerhauses in der Augsburger Altstadt,  kam Brecht am 10. Februar 1898 zur Welt. In Brechts Geburtshaus stellt die Stadt Augsburg „die Darstellung und Vermittlung von Leben und Werk“ von einem seiner bekanntesten Söhne dar. Das Haus im Lechviertel stellt chronologisch und mit Bildern verschiedene Momente des Brechtslebens vor: „Kindheit und Jugend, die Zeit des Studiums und des Sichs-Bewährens als Schriftsteller von 1917-1924, das Exil und die Theater-Arbeit im Anschluss seiner Rückkehr nach Europa bis zu seinem Tod“ (Stadt Augsburg). Man kann auch Lebend- und Totenmasken ansehen, Dokumentarfilme anschauen und eine Präsensbibliothek konsultieren.



Die Barfüßerkirche – Brechts Taufkirche


In dieser evangelischen Kirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wurde Brecht getauft und konfirmiert. Heutzutage kann man nur den Ostchor betrachten. In der Kirche kann man Texttafeln anschauen, die an die Kindheit und Jugend Brechts erinnert. Im Brecht-Festival 2013 wurde Bertolt Brechts „Die Bibel“ uraufgeführt (Knoller).


Brechts Elternhaus Nummer zwei und Nummer drei


Im Haus „Bei den sieben Kindeln 1“ erinnert nur eine kleine kupferne Gedenktafel daran, dass Bertolt Brecht die ersten zwei Jahre seines Lebens hier wohnte. In der Tafel steht: „In diesem Hause wohnte vom Sept. 1898 bis Sept. 1900 die Familie des Dichters Bert Brecht“.

Im Jahr 1990 zog die Familie im Bleichstraße 2 —seit 1966 „Bert-Brecht-Straße“— um. Acht Jahre nach dem Tod seiner Frau (1920), zog Brechts Vater in das direkt benachbarte Wohnhaus von Brechts drittem Elternhaus. Bertolt „war mehrfach zu Besuch und arbeitete dort in der Mansarde“ („Bertolt Brecht. Wege in seiner Geburtsstadt Augsburg“). Heutzutage gedenkt dem Dramatiker in diesem Stadtviertel nur das Straßenschild.


Das Theater Augsburg



Brecht war häufiger Besucher des Stadttheaters. Ein Mitschüler von Brecht erinnert sich, dass sie „mindestens vierzigmal im Theater“ zusammen waren. „Schon als Siebzehn-, Achtzehnjähriger war Brecht ein eifriger Theaterbesucher“, sagt er. Shakespeare, Ibsen, Büchner, usw. hat Brecht mit verschiedenen Freunden oder Geliebten genossen. 1919 ist Brecht Theaterkritiker der Augsburger Tageszeitung „Volkswille“ geworden. „Am 21. Oktober erschien sein erster Artikel zu Ibsens Gespenstern“ („Bertolt Brecht. Wege in seiner Geburtsstadt Augsburg“).



DER GUTE DRAMATIKER VON AUGSBURG

Die Brechtspuren in dem heutigen Augsburg


Außer dem Brechthaus gibt es verschiedene Erinnerungen an den Dramatiker. Jedes Jahr findet in Augsburg das Brecht Festival statt. Von 01.02.2013 bis 10.02.2013 war “Brecht Festival Augsburg 2013”. In dieser Gelegenheit konnte man Konzerte, Theaterstücke (Baal, Die Dreigroschenoper), Performance, Diskussionsrunde, Buchpräsentationen, Gespräche, Ausstellungen oder Workshops genießen.

Ein Brecht-Shop befindet sich seit 1994 am Obstmarkt. Eine kleine Buchhandlung bietet dort ungewöhnliche Brecht-Artikel, Buchraritäten, Souvenirs, Plakate und Kunstgrafiken. Die Buchhandlung ist „ein Literaturzentrum, da von hier aus viele Veranstaltungen und Lesungen (auch zu Brecht) organisiert werden. In der Buchhandlung arbeitet seit vielen Jahren die Redaktion des Dreigroschenhefts, ein international vertriebenes Brecht-Periodikum“ („Bertolt Brecht. Wege in seiner Geburtsstadt Augsburg“).

Die Stadt Augsburg organisiert  auch Stadtführung zu Brecht. „Brecht-Live!“ ist eine Stadtführung mit Schauspielern. Sie  dauert 1,5 Stunden und ein Schauspieler, der Brecht interpretiert, und eine Führerin zeigen sein Geburtshaus, die verschiedenen Wohnhäuser, wo er gewohnt hat und seine Lieblingsplätze in der Altstadt. Auch „Bert Brecht mit seinem Lampion“ ist ein Spaziergang zu Brechts Heimatstadt. Auf der Broschüre „Bertolt Brecht. Wege in seiner Geburtsstadt Augsburg“, die man im Brechthaus finden kann, stehen zwei mögliche „Brechtige Wege“, die man allein durchlaufen kann, um den „brechtigen“ Spuren in Augsburg zu folgen.

                                                                     (Quelle)


SCHLUSS



Bertolt Brecht, einer der wichtigsten Dramatiker der 20. Jahrhunderts, ist in Augsburg geboren und aufgewachsen. Er wohnte die ersten sechsundzwanzig  Jahre in Augsburg und hat sich in seiner Geburtsstadt die ersten Kenntnisse im Theater angeeignet.

Heutzutage bleibt  in Augsburg Brechts Erinnerung lebendig. Der Besucher der Stadt Augsburg, der Brecht nicht kennt, wird auf die Spuren des Dramatikers treffen und wird etwas über ihn kennenlernen. Und der, der sich für das Theater im Allgemeinen und für episches Theater besonders interessiert, kann in Augsburg abwechslungsreiche Informationen, Veranstaltungen und auch eine spezielle Buchhandlung und Shop finden, und —wenn er die Stadt in Februar besucht— ein Festival über Bertolt Brecht erleben.



LITERATURANGABEN

  • Berg, Günter und Jeske, Wolfgang. Bertolt Brecht. Weimar: Metzler, 1998.
  • Frisch, Werner und Obermeier, K. W. Brecht in Augsburg. Frankfurt am Main: Berlin und Weimar, 1975.


    Nicolás Torre Giménez
    2013